Liebesfreud und Liebesleid

Hast du Lämpen mit deinem Lover – dann hör dir die neue CD von Leonard an. Sie macht dir Mut mit Musik. 
«Vielleicht», singt Leonard, 54, in seinem neuen Album «Lerne im Regen tanzen», «vielleicht steht schon morgen eine neue Liebe vor der Tür» – denn die alte hat sich verflüchtigt und dieses «vielleicht» bringt einen Hauch Hoffnung ins blutende Herz.

DER NEUE «ROMEO» | Leonards Lied ist aus dem Leben gegriffen, wie viele Schlager, die das Leben melodiös abbilden. Leonard und sein langjähriger Lover Lutz aus Hannover hatten sich getrennt, doch bald schon tauchte am Horizont ein neuer «Romeo» auf: Roger, ein Berner Giel, etwas jünger als Leonard, aber ein grosser Schatz für den «Sängerknaben». Seinen Romeo fand Leonard denn auch wie viele auf Planetromeo.
Leonards Lied drückt den Zwiespalt aus, den man nach einer verflossenen Liebe fühlt. Leonard: «Man hat das Gefühl, in ein grosses tiefes Loch zu versinken, aber bald keimt doch wieder die Hoffnung» – die Zuversicht, vielleicht gebe es doch noch irgendwo einen passenden Herzbuben.

HERZ UND SCHMERZ | Diese tröstliche Message scheint denn auch im Titel des neuen Albums auf: «Lerne im Regen tanzen!» – «Die Plattenfirma», so Leonard, «wollte den knackigen Titel ‚Tanzen im Regen’». – «Nein», fand Leonard, «das klingt nach billigem Fun». Der Titel sagt, dass man versuchen sollte, auch aus schwierigen Lebenssituationen das Beste zu machen. Es ist ein Titel, der zeigt, «dass Schlager nicht nur trallala sind», sondern, dass sie echte Themen behandeln, natürlich öfter mal aus dem Herz-und-Schmerz-Sektor. Aber das ist ja der Kern menschlichen Seins.
Die meisten Lieder auf dem neuen Album kreisen um das Leidenschaftlichste im Leben: die Liebe, ihre Freuden und Leiden, die Auseinandersetzungen und Herausforderungen. Im Song «Was du Freiheit nennst» geht es zum Beispiel darum, «wieviel Freiheit man einander gibt – ein wichtiges Thema in einer Beziehung». Oder in einem anderen Titel klingt das Thema social media an. «Er handelt von Typen, die sich nur noch im Netz tummeln, statt im echten Leben», erklärt Leonard.

LIEBE – DAS GANZE PROGRAMM | «Schlager», sagt Leonard, «haben manchmal den Ruf, es gehe da nur um billige Romantik und Heile-Welt-Schnulzen. Aber nein!», protestiert Leonard, «wir widerspiegeln alle Facetten der Liebe, die hoffnungsvollen, aber auch die traurigen Aspekte. Also Bangen und Hoffen, Schmerz, Enttäuschung, Verzweiflung sind da inbegriffen.» Die Lieder sind nicht einfach Kitsch, sondern Tradition – Liebesleid und Liebesfreud gibt es schon in den kunstvollen Liederzyklen der Romantik – von Schubert, Schuman & Co.

«Wir widerspiegeln alle Facetten der Liebe, die hoffnungsvollen, aber auch die traurigen Aspekte»

SCHWULE LIEBEN DIVEN | Den bittersüssen Lovesong «Vielleicht» singt Leonard im Duett mit einer Sängerin und Flötistin, mit Sabrina Sauder, die schon mit Jethro Tull kooperiert hat. Warum mit einer Frau und nicht mit einem Tenor zusammen? Leonard: «Ich habe auch schon mal ein Duett mit einem Mann produziert, aber künstlerisch gesehen hat ein Duett mit einer Sängerin mehr Power, wegen der Kontraste in Tonhöhe, Timbre und Modulation». Auch singe er nicht explizit schwule Lovesongs, denn die Liebe fällt überall hin. «Überhaupt fanen viele Gays», so Leonard, «mehr für singende Frauen». So wie sie ja Diven anbeten und glamourösen Sängerinnen zu Füssen liegen. Neuerdings auch einem Schlagerstar wie Helene Fischer!
Und Leonard hat ja nichts zu verbergen: «Meine Fans wissen, dass ich schwul bin und akzeptieren das. Ich spüre nie Animositäten bei Konzerten, im Gegenteil.»
«Auch auf meiner Homepage», sagt der Sänger, «gibt’s keine bösen Kommentare.» Und beim Moderieren der SRF-«Musikwelle» «spüre ich null Dissonanzen – ein Bravo an meine Fans!»

SENSIBLER MACHO | Leonard hat eine sensible Seele, die sich in der Musik ausdrückt. Aber er ist auch ein männlicher Typ, er stählt seinen Body und fährt leidenschaftlich Töff – fast könnte man denken, der Kerl sei «straight acting»… Dabei ist seine Musik megaromantisch!

«Meine Fans wissen, dass ich schwul bin und akzeptieren das ohne Probleme»

NULL STARALLÜREN | «Und sowieso», findet Leonard, «sind Schwule im Showbusiness gut vertreten», und er fügt schmunzelnd hinzu: «Was wäre der Eurovision Song Contest ohne uns Schwule?» Und auch die Leute vom Land, die ja öfter mal als vorgestrig taxiert werden, mögen ihn – denn Leonard ist nahbar und hat, wie der Sänger sagt, «halt keine Starallüren, das liegt mir fern!» Leonard hat’s mit den Quickies – zumindest was die künstlerische Lust der Kreation betrifft. Leonard seufzt: «Nach jedem Album denke ich, das war nun die letzte CD, denn mir kommt nichts mehr in den Sinn!» Doch der Sänger macht da nie schlapp. «Denn», so – Leonard, «ich schnappe bald wieder hier und da eine Idee auf, höre eine schöne Zeile in einem Song und lausche auf die Inspirationen des Lebens». Ausserdem verliebt er sich ab und zu, wie man weiss, was natürlich eine Lovesong-Inspirationsquelle darstellt.
Und dann, erklärt Leonard, wenn die Produktion eines neuen Albums bevorstehe, gehe es Schlag auf Schlager: «Da setze ich mich hin und in zwei Wochen sind ein Dutzend Songs getextet und komponiert.» Keine Bange also, liebe Fans, wir werden noch viel von Leonard hören und zum Glück auch sehen. Zum Beispiel nächstens in Shows bei ARD, ZDF und natürlich bei «glanz & gloria». 

EIN LOBLIED AUF DEN SCHLAGER
Natürlich rümpfen Snobs ob den Schlagern die Nase. «Das passierte mir», sagt Leonard, «schon in der Schule, aber ich bin immer dazu gestanden, ein Schlagersänger zu sein, denn deswegen muss man sich ja nicht schämen. Es sind einfach populäre Lieder, die das Leben spiegeln.» Natürlich gebe es im Fach Schlager auch Tops und Flops, räumt der Sänger ein. «Genauso wie bei den Popsongs – denn da ist ja auch nicht alles geil und brillant!»

SCHWULER MAINSTREAN
Aber warum ist Leonard denn nicht Popsänger oder Mitglied einer Boygroup geworden? Leonard: «Ich habe die Schlagermusik schon als Kind richtiggehend aufgesogen, und vieles, was damals aktuell war, höre ich heute noch.»

DEUTSCH IST GEIL
So habe er sich zum Beispiel nie vom Sound der Stones überrollen lassen. «Ich mochte lieber Elton John und so. Heulbands wie Status Quo oder AC/DC waren für mich No-gos.» Und wenn er die Wahl habe, Songs auf Deutsch oder Englisch zu hören, wähle er klar die deutsche Version, «denn ich möchte die Texte bis in die feinsten Nuancen verstehen.» Er finde Deutsch auch eine schöne Sprache, griffig und ausdrucksvoll. Immerhin hat ein gewisser Goethe auf Deutsch gedichtet, und zwar Meisterwerke – heute noch Schlager im Sektor Literatur.

LEONARD UND DIE «EHE FÜR ALLE»
«Ich würde Roger heiraten», sagt Leonard über seinen Herzbuben. Denn er ist natürlich für die «Ehe für alle». Und zwar mit Überzeugung. «Aber», so schränkt Leonard ein, mit einem Smile: «Im Fall müsste schon Roger mir einen Antrag machen, denn wir sind ja ein paar Jährchen auseinander. Und da müsste Roger wissen, ob er einen ‚alten Sack‘ wie mich für die ‚ewigi Liebi‘ haben möchte.» Aber keine Bange, Leonard sieht beneidenswert jung und agil aus. Das Duett ist jetzt schon einige Jahre zusammen, und sie sehen sich vor allem an den Wochenenden. Denn Roger lebt in Bern und arbeitet in der Nähe von Biel. Die grosse Distanz wäre zum Pendeln doch unzumutbar.

BELIEBT BEI DEN FANS
«Ich glaube», sagt Leonard, «Roger mag es schon, dass sein Freund in der Öffentlichkeit steht – und er fühlt sich deswegen nicht als Anhängsel von mir. Und mein Schatz ist oft bei meinen Auftritten dabei, betreut den Autogrammstand, und die Fans lieben ihn». Nur in den Medien zu erscheinen, weigert er sich hartnäckig.

ZWEI, DIE SICH ERGÄNZEN
«Roger», so Leonard, «ist eher der bedächtig ruhige Berner. Er holt mich auf den Boden, wenn ich unter Strom stehe. Und da tut mir Rogers Coolness gut.» Trotz unterschiedlicher Temperamente, bilanziert Leonard, «denken wir in vielen Dingen gleich und spüren uns gut. Aber manchmal wäre es schon schön», sagt Leonard mit einem Tremolo in der Stimme, «wenn er ein wenig mehr bei mir wäre…»

Leonard moderiert regelmässig die «Musikwelle» auf Radio SRF.

Infos: leonard.de