Ablexu träumt gross

Er steht für grosse Designermarken vor der Kamera, performt auf der Bühne der Zentralschweiz Pride Party und möchte als Musiker durchstarten. Ablexu ist vielseitig begabt, hat grosse Träume und steht erst ganz am Anfang. Doch wer steckt hinter dem Künstlernamen?

Text Josia Jourdan | Bilder @selainesax on Instagram

Ablexu, mit bürgerlichem Namen Daniel, ist in Zürich geboren und aufgewachsen. In der jungen queeren Szene der Schweiz kennt man ihn und trifft ihn auf Partys und Szene-Events meist in Begleitung seiner Freundesgruppe an. Sein Erscheinungsbild verändert sich dabei immer wieder. Die Frisuren wechseln, und es gibt Phasen, in denen er sich weiblich präsentiert. «Ich habe mich lange gesucht und nicht gewusst, wer ich bin», erzählt er. Meint aber auch, dass er sich im Moment angekommen fühlt. Was er immer wusste: dass er Musik machen will. Daniel hat früh mit Klavierunterricht und Gesang angefangen. Das ist nicht überraschend, denn auch seine Eltern sind musikalisch, sein Vater war Teil einer Afrobeats-Gruppierung. Die Einflüsse der Musik, die seine Eltern hören, finden sich auch in seinem Sound wieder. «Es ist ein Mix aus RnB, Pop und Afrobeats», beschreibt er seinen eigenen Sound, der immer wieder experimentell wird. 

Musikalische Träume

2022 hat Ablexu seinen ersten Song veröffentlicht und in diesem Jahr die EP «Desire» vorgelegt. Selbst geschrieben, produziert und als Projekt veröffentlicht, soll sie den Grundstein dessen legen, wer er als Künstler sein möchte. Beigebracht hat er sich das meiste selbst. «Mir ist wichtig, dass ich selber entscheiden kann, wie meine Musik klingt», erklärt er. Für den Fall, dass er mit einem Management oder Label zusammenarbeitet, würde er schon festgelegt haben, was Ablexu ausmacht, so seine Überlegung. Er träumt gross. Geplant ist eine Trilogie von drei EPs, die eine grosse Geschichte erzählen, jeweils aber für sich selbst eigene Kapitel erzählen. Inspiriert sind die Texte aus seinem eigenen Erleben. 

Unglückliche Liebe

So ist er für die Liebe sechs Monate nach Solothurn gezogen. Geklappt hat es nicht. Ablexu erzählt, dass er lange nicht verstanden hat, warum er sich immer wieder auf narzisstische Menschen eingelassen hat, die ihn über Jahre hinweg schlecht behandelt haben. Er hat lange die Fehler bei sich gesucht und erst nach dieser Beziehung verstanden, dass er sich nicht alles gefallen lassen muss. Viele seiner Texte sind aus dieser Phase der Bewusstwerdung entstanden. Er hat seine Wut, seinen Schmerz und all die Gedanken verarbeitet und beschreibt den Prozess als therapeutisch. Seine EP «Desire» erzählt von dieser Beziehung, aber auch von der Frage, warum er immer wieder Menschen anzieht, die sich vor allem für sich selbst interessieren. Er hat beschlossen, mit dem Thema abzuschliessen, sich von Menschen gelöst und ist aktuell Single. «Ich habe gar keine Zeit für eine Beziehung», meint der hübsche Musiker, «ich suche nichts, aber bin offen, falls ich die richtige Person treffe». Zwanghaft Liebe zu suchen, führt am Ende ja doch bloss dazu, dass man sich wieder auf die falsche Person einlässt. 

Für Boss vor der Kamera

Bevor Ablexu die ersten Schritte in der Musikwelt gemacht hat, modelte er. So war er Teil von Kampagnen von Boss, Titolo oder der Kosmetikmarke der Schweizer Influencerin Raffas Plastic Life. Geplant war dies nie. Er wurde mit 17 von einem Modelscout auf der Strasse angesprochen, später auch auf Instagram nochmals entdeckt, hat mit ersten Aufträgen Erfahrungen gesammelt und sich zu vernetzen begonnen. Bei den African Fashion Nights lief er die letzten Jahre über den Runway und für das Coverbild seiner EP hat er mit dem Schweizer Fashionstar Yannik Zamboni zusammengearbeitet, für den er auf der Swiss Fashion Week ebenfalls über den Laufsteg lief. Er ist vernetzt, und auch wenn das Modeln nicht seine grosse Leidenschaft ist, so fasziniert ihn die Modewelt und er schätzt die Menschen, mit denen er zusammenarbeiten kann. Zudem braucht es mehr Models, die aussehen wie er. 

Schwarz und queer in der Schweiz

«Ich habe meine Hautfarbe seit meiner Kindheit gespürt, die Blicke, die negativen Reaktionen», erzählt er und beschreibt damit die Lebensrealität vieler Menschen of Colour in der Schweiz. Sie werden anders behandelt, oft auf Englisch oder Französisch angesprochen und selten als Schweizer wahrgenommen. Mit seinem Coming-out hat sich sein Leben zuerst nicht vereinfacht. Plötzlich ist es eine mehrfache Diskriminierung, die zur Lebensrealität wird. Denn innerhalb der Schwarzen Community hat er aufgrund seiner Sexualität Ablehnung erfahren und sich für mehrere Jahre in einer Identitätssuche befunden. «Ich habe nie ganz reingepasst. Ich war den einen zu queer und den anderen zu schwarz». Denn Rassismus ist auch innerhalb der queeren Community ein Problem. Es existieren Vorurteile, wird fetischisiert oder rassistisches Gedankengut vertreten. Ablexu wünscht sich mehr Zusammenhalt, weniger Vorurteile und dass es mehr Räume gibt, in denen Menschen sich selbst sein können, ohne Angst zu haben und Diskriminierung zu erfahren. Deshalb möchte er sich auch nicht aufhalten lassen und beweisen, dass er als Schwarzer queerer Künstler in der Schweiz ein Vorbild sein kann. Für die Arbeit an seiner ersten EP hat er vor allem queere Menschen und People of Colour ausgesucht, die mit ihm zum Beispiel das aufwändig gedrehte Musikvideo zu «Win» umgesetzt haben. Er möchte Menschen zusammenbringen, die Community stärken und arbeitet aktuell bereits an der nächsten EP seiner geplanten Trilogie. Die Visionen sind gross und wir sind gespannt, was wir in den nächsten Jahren noch von Ablexu hören werden!   


Zehn schnelle Fragen

1. Ablexu in 3 Worten? Confidence, Talent, versatility.

2. Dein Lebensmotto? No risk, no fun.

3. Welche Musik läuft bei dir aktuell? A lot of Flo, Josh Levi, Victoria Monet and of course Beyoncé. 

4. Wie verbringst du eine Freitagnacht? Am liebsten zu Hause mit einem Glas Wein, aber ich bin immer down for a fun night out.

5. Deine grösste Liebe? Definitiv Musik.

6. Deine grösste Angst? Im Moment wirklich keine. Ich habe schon viel in meinem Leben durchgemacht, ab einem gewissen Punkt hat man einfach keine Angst mehr.

7. Wie sieht dein Traumdate aus? Schwierig. Etwas Simples. To be honest grand gestures just make me uncomfortable. 

8. Was hält dich nachts wach? I cringe at myself a lot. Definitiv unangenehme Momente oder Fehler, die ich gemacht habe.

9. Lieblingsort in Zürich? Der Käferberg. Ich liebe es, allein dort oben zu sitzen und die Aussicht zu geniessen. Ich schreibe dort oft auch meine Texte oder zeichne etwas.

10. Diese Künstler*innen inspirieren dich? Rihanna, Josh Levi, Michael Jackson, Janet Jackson und Beyoncé. Ich liebe das Selbstbewusstsein, das sie alle mit sich bringen. Sie sind alle
amazing Performers auf ihre eigene Art.