2020: Ein wichtiges Jahr für die Community

2020, was für ein Jahr! Eigentlich hat es ja ganz gut angefangen. Eine neue Dekade ist angebrochen, und wir waren positiv gestimmt. Die Meldung Anfang Januar zur Pandemie war noch ganz weit weg.

Doch dann ging’s Schlag auf Schlag, und ein einziges Thema hat alle anderen Themen überschattet: Corona. Wir wollen trotzdem einen Blick zurückwerfen aufs LGBTIQ-Jahr. Wo sind wir vorangekommen, wo müssen wir dranbleiben?   

Selbstverständlich hat die Community auch im Corona-Jahr für ihre Rechte gekämpft. Zwar mussten wir auf Pride, Partys und Demos verzichten, trotzdem haben wir auch im Jahr 2020 wichtige Meilensteine im Kampf für Gleichstellung erreicht:

Schutz vor Hass

Am 9. Februar 2020 haben wir über die Erweiterung der Anti-Rassismus-Strafnorm um die sexuelle Orientierung abgestimmt. Lesben, Schwule und Bisexuelle sollen damit mehr Schutz vor Hass, Hetze und Diskriminierung erhalten. Die Erweiterung der Strafnorm wurde mit 63 Prozent angenommen. Leider wurden trans Menschen nicht inkludiert.

Die Erweiterung der Strafnorm auf die Geschlechtsidentität ist gemäss linken Politiker*innen bereits in der Pipeline. Muriel Waeger, Direktorin von Pink Cross Romandie, sieht darin ein wichtiges Signal. «Wir kamen in diesem Jahr echt voran.» 

Wider homophobe Gewalt

Auch die Erfassung von Hate Crimes gegen LGBTIQ-Menschen hat in zwei Kantonen begonnen. Der Kanton Fribourg erfasst seit Anfang 2020 homophob motivierte Hassverbrechen, und der Kanton Zürich startet am 1. Januar mit der Erfassung. Das sei enorm wichtig, sagt Muriel Waeger, weil dadurch das Problem statistisch aufgezeigt werden könne und auch entsprechende Präventionsmassnahmen ergriffen werden können.

Ehe-Öffnung in greifbarer Nähe

Auch in Sachen Ehe für alle ging es vorwärts. Seit Kathrin Bertschy, GLP, die parlamentarische Initiative eingereicht hat, sind bereits sieben Jahre vergangen. Es ist also höchste Zeit. Nach dem positiven Entscheid sowohl im Ständerat als auch im Nationalrat ist der Weg frei für die Ehe für alle. Jetzt müssen wir noch dafür sorgen, dass wir die Referendumsabstimmung gegen die Vorlage gewinnen.

Doch wie fast immer in der Schweizer Politik gibt es auch hier einen Haken. Der Ständerat will, dass Frauenpaare Zugang zur Samenspende erhalten, aber nur aus Schweizer Samenbanken. Bei Hetero-Paaren gibt es eine solche Einschränkung nicht. Anna Rosenwasser von der Lesbenorganisation LOS sieht darin einen wichtigen Grund, 2021 weiter zu kämpfen. «Wir haben nichts anderes verdient als komplette Gleichberechtigung. Der Ständerat will nur eine reduzierte Ehe für alle, darum wird 2021 politisch gesehen auch im Zeichen der vollständigen Ehe für alle stehen.»

Personenstandsänderung für trans und inter Personen

Auch in Sachen Trans-Rechte ging’s voran. Am 8. Dezember hat der Nationalrat entschieden, dass die vereinfachte Änderung des Geschlechtseintrages allen Urteilsfähigen zugänglich sein soll. Leider hat kurz darauf der Ständerat entschieden, dass für alle bis 16 die zwingende Zustimmung der Eltern für eine Änderung des Geschlechtseintrags nötig ist. 

Hannes Rudolph, Geschäftsführer HAZ – Queer Zürich, Vorstand Regenbogenhaus und Leiter der Fachstelle für trans Menschen, zeigt sich dennoch optimistisch: «2020 werde ich nicht so schnell vergessen. Das Jahr brachte uns das JA zum Diskriminierungsschutz, entscheidende Schritte für die Ehe für alle und für die Personenstandsänderung für trans und inter Personen. Sehr erfreulich waren auch unsere Versuche, trotz Pandemie eine Community zu bleiben und füreinander da zu sein. Mein persönlicher Höhepunkt war allerdings das Crowdfunding fürs Regenbogenhaus. Dass wir in nur einem Monat volle 100’000 Franken zusammenbringen, hat mich ausserordentlich berührt und motiviert.»

Wir können stolz sein, dass wir trotz Pandemie Schritte Richtung Gleichstellung unternommen haben – obschon es natürlich noch Optimierungspotential gibt. Trotz allem war es ein politisches Jahr, und die Community konnte sich auch in der Krise behaupten. 2021 wird spannend und dürfte für weitere Anliegen das Jahr der definitiven Umsetzungen werden. Wir bleiben dran. ||


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