Floridas Tampa Bay überrascht: Sonne, Palmen, Street Art und ein Mix aus Strand- und Stadtkultur, der gute Laune macht. Hier trifft kubanisches Erbe auf moderne Foodie-Spots.
Eine Reportage von Raphael Hadad

Schon die Ankunft wirkt wie ein Versprechen: Tampa International gilt als einer der angenehmsten Flughäfen. Wenige Minuten nach der Landung beginnt das Eintauchen in eine Stadt voller Kontraste.
Eine Metropole im Wandel
Entlang des Riverwalks funkeln nachts die Brücken in wechselnden Farben. Rooftop-Bars wie das Beacon locken mit Cocktails über den Lichtern der Skyline und tagsüber öffnen Museen ihre Türen für internationale Fotografie und Pop-Art.
Die Stadt, einst unterschätzt, entdeckt gerade ihre Strahlkraft. Und mittendrin: Ybor City. Einst pulsierte hier die Zigarrenindustrie, heute ist es das queere Herz Tampas. Auf der 7th Avenue, flankiert von Backsteinbauten und Neonlichtern, reihen sich Drag-Shows, Bars und Lounges aneinander. Wenn die Pride durchs Viertel zieht, feiern Zehntausende, aber auch an jedem anderen Wochenende wird Ybor zur Bühne eines selbstbewussten queeren Lebensgefühls.
Auch kulinarisch setzt Tampa Zeichen: vom kreativen Fine Dining bei Counter Culture über Food-Hallen wie Sparkman Wharf bis hin zu mediterranen Rooftop-Erlebnissen im Azure. Das ist kosmopolitisch und doch nie abgehoben.
Tampa bleibt echt
Weniger aufgesetzt als Miami, weniger künstlich als Orlando. In Tampa ist Queerness nicht Dekoration, sondern gelebte Realität. Wer Florida abseits der Klischees erleben will, findet in Tampa eine Stadt, die Geschichte und Gegenwart mit tropischer Leichtigkeit verbindet und schon beim Ankommen spüren lässt, dass sie im Begriff ist, etwas Besonderes zu werden.

DISPLAY-Tipps für Tampa
Bist du bereit für eine Reise voller unvergesslicher Erlebnisse?

Tampas erstes Fünf-Sterne-Hotel setzt neue Massstäbe in Sachen Stil und Stimmung. Das The Edition kombiniert luxuriöses Interior-Design mit urbaner Coolness, mitten im hippen Water Street District. Von der Rooftop-Poolbar mit Blick über die Bay bis zur goldglänzenden Cocktail-Lounge: Hier trifft Miami-Vibe auf kosmopolitische Eleganz. Sterne am Himmel, DJ-Sets am Pool, Austern an der Bar – wer hier übernachtet, taucht in ein neues, aufregendes Tampa ein.

Oak & Ola kombiniert Europas Küche mit Florida-Sonne im Herzen – stilvoll, überraschend und absolut genussvoll. Ob Truffle Lobster Risotto, Spanish Octopus oder Arancini mit Taleggio: Jedes Gericht ist wie Ferien auf dem Teller. Und das alles mit Blick aufs Wasser im charmanten Armature Works.

Versteckt zwischen Zigarrenläden, Backsteinromantik und Street Art liegt ein echtes Kontrastprogramm: das Florida Museum of Photographic Arts. Mitten in Ybor City zeigt das Museum eindrucksvolle Werke internationaler Fotokunst. (Im Bild Clara ten Berge, Direktorin des Museums).

An der Waterfront gelegen, ist Sparkman Wharf Tampas Kombination von urbanem Lifestyle mit maritimem Flair. Hier trifft Streetfood auf Craft Beer, Container-Design auf Sonnendeck – und alles pulsiert zwischen Live-Musik, Picknickdecken und Blick aufs Wasser.

Der Tampa Riverwalk schlängelt sich gut vier Kilometer entlang des Hillsborough River – gesäumt von Museen, Bars, Parks und Palmen. Tagsüber ist er eine Oase für Sport, abends ein stimmungsvoller Spot für Sundowner, Street Food und entspanntes Live-Feeling am Wasser.

Morgens Flat White im lichtdurchfluteten Wintergarten, mittags Avocado-Toast im edwardianischen Speisesaal, danach ein Abstecher in den Bookstore oder Concept Store mit Kuratiertem von Papeterie bis Parfum. So vielfältig ist Oxford Exchange.
Cigar City: Tabak, Piraten und ein Hauch Rebellion
Der erste Atemzug, als wir die Türen der J.C. Newman Cigar Company durchschreiten, ist pure Verführung. Die Luft ist schwer und warm, gesättigt mit dem Aroma von geröstetem Tabak, altem Holz und einer Süsse, die an Honig und dunkle Erde erinnert. Guide Holdon empfängt uns mit sonorer Stimme und strahlenden Augen. Er ist ein Zigarren-Nerd und wandelndes Archiv einer fast verschwundenen Ära.
Als Tampa die Welt eroberte
Während wir durch die Gänge wandeln, erzählt Holdon von einer Zeit, als Tampa die Welthauptstadt der Zigarre war. In Ybor City arbeiteten Zehntausende, vor allem kubanische, spanische und italienische Eingewanderte. Bis zu 500’000 Zigarren täglich verliessen die Manufakturen. Hier wurde eine Tradition gelebt: Handwerk als Erbe, jede Zigarre ein Stück Familie.

Eine versunkene Welt im Cigar Vault
Holdon führt uns hinab in einen kühlen, abgeschirmten Raum, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Die Zigarren hier stammen von der legendären S.S. Central America, einem Passagierschiff, das 1857 im Atlantik vor der Küste South Carolinas unterging. An Bord: Gold, Briefe, Zertifikate und eine Kiste edler Zigarren. Luftdicht versiegelt in Glas, lagen sie mehr als 150 Jahre auf dem Meeresgrund. Und wer vor dem Panzerglas steht, fragt sich: Was würde man schmecken, wenn man an einer der geschichtsträchtigen Zigarren zieht? Kann man eine davon rauchen? Vielleicht. Dabei würde man nicht nur Tabakrauch inhalieren, sondern das Rauschen des Ozeans, das Zittern eines sinkenden Schiffs, mit all seinen Geheimnissen, Stürmen und Geschichten aus dem Jahr 1857.

5000 Zigarren am Tag – und jede erzählt eine Geschichte.
Eine Etage höher schnaufen und rattern die Maschinen, mehr als 100 Jahre alt, gebaut für die Ewigkeit. Ersatzteile gibt es nicht mehr, nur alte Blaupausen. Jeder Stillstand könnte der letzte sein. Im obersten Stock dann: Luis, ein Poeta del Tabaco. Holdon spricht ehrfürchtig über seine 30 Jahre Erfahrung. Luis’ Arbeitstisch ist sein Altar. Vor ihm: Connecticut-Deckblätter, glänzend wie Seide, und dominikanische Einlagen, süss und erdig. 90 handgerollte Zigarren entstehen hier jeden Tag, jede von ihnen ein Unikat.

Er beginnt um sieben Uhr, wenn die Luftfeuchtigkeit stimmt. Das Deckblatt wird gewählt wie ein Edelstein – makellos perfekt muss es sein. Das Umblatt breitet sich wie Stoff aus, die Einlage wird zum festen, doch lebendigen Kern. Dann beginnt das Ritual des Rollens: spiralförmig, präzise, mit dem Gespür für den exakt richtigen Druck. Luis’ Hände bewegen sich ruhig, konzentriert, als würden sie eine unsichtbare Melodie spielen, die nur er kennt. Und man ahnt: Es gibt sie noch, die Orte, an denen Handwerk zur Kunstform wird.

Was heute leuchtet, war einst Hafen, Industrie und Eisenbahnbrücke. Unter der modernen Skyline von Tampa liegt ein Netz aus alten Schienen, Lagerhäusern und Zigarrenhandel. Manche Brückenpfeiler stammen aus dem 19. Jahrhundert, viele Keller darunter sind längst geflutet. Tampa ist nicht nur schön beleuchtet – es ist geschichtsträchtig bis ins Fundament.
Jeannie Pierola über Lachs, Harissa und Politik
DISPLAY im Gespräch mit Jeannie Pierola, Ikone der Restaurantszene in Tampa.
Sie gilt als eine der prägenden Stimmen der queeren Community in Florida, als kreative Kraft der Gastronomie und als Frau, die Tampa kulinarisch prägt: Jeannie Pierola. Seit mehr als vier Jahrzehnten mischt sie die Szene als Top-Köchin auf. DISPLAY hat sie in ihrem Restaurant CounterCulture getroffen.
DISPLAY: Jeannie, deine Wurzeln liegen in Ybor City. Was hat dich geprägt?
Jeannie: Meine Mutter stammt aus Spanien, mein Vater aus Kuba, beide sind in Ybor geboren – genau wie ich. Bei uns zuhause ging es immer ums Essen. Es spielte keine Rolle, ob es ein Fest oder ein Familienkrach war, entscheidend war, was auf den Tisch kam. Essen war unsere Sprache, unsere Brücke, auch wenn wir uns sonst oft in die Haare gerieten.

Wann wurde dir klar, dass Essen dein Lebensweg wird?
Mit etwa 20. In unserem Familienresort fragten die Gäste ständig nach einem Restaurant. Ich überredete meine Familie, eines zu eröffnen und plötzlich war ich in meinem Element. Von da an verbrachte ich jede freie Minute in der Küche. Später schrieb ich an Bern Laxer vom legendären Bern’s Steakhouse. Er wurde mein Mentor und wir hatten sofort eine gemeinsame Sprache.
Frauen hatten es in der Spitzengastronomie nicht leicht. Wie war das für dich?
Natürlich gab es Widerstände, aber ich habe immer eine gewisse Haltung ausgestrahlt. Wer mich wegen meiner Sexualität oder meinem Geschlecht angreifen wollte, musste damit rechnen, dass ich zurückschlage. Sicher, es gab Pfeile im Rücken, aber nie direkt ins Gesicht. Ich habe mich nie verbogen, und genau das hat mich auch stark gemacht.
Du hast Bern’s geprägt, SideBern’s aufgebaut und mit Edison sowie Counter Culture eigene Häuser geschaffen. Was treibt dich nach mehr als 40 Jahren noch an?
Die Obsession für Geschmack und Qualität. Ich liebe es, Gerichte zu perfektionieren, aber genauso sehr fasziniert mich das Erschaffen von Restaurants, die eine eigene Seele haben. Als Köchin bleibst du immer Studentin – ständig lernst du neue Küchen kennen, vertiefst dein Repertoire, gehst auf kulinarische Entdeckungsreisen. Das macht meinen Beruf bis heute aufregend.

Auf deiner Karte finden sich Färöer-Lachs und Harissa. Haben diese Komponenten eine besondere Bedeutung?
Absolut. Färöer-Lachs ist für mich einer der besten überhaupt: saftig, perfekt ausbalanciert, ein Genuss, wenn er sanft gegart wird. Und Harissa begleitet mich seit mehr als 15 Jahren. Es ist eine meiner «Flavor-Bombs» – Schärfe und Tiefe. Damit kann man jedes Gericht aufladen und in die nächste Ebene heben.
Lass uns über Politik sprechen. Wie erlebst du die Situation in Florida als lesbische Frau?
Ich habe mit 17 Jahren verstanden, dass ich lesbisch bin, nicht als Phase, sondern als Identität. Ich habe mich damals entschieden, mit Stolz und Selbstverständlichkeit meinen Weg zu gehen. Lange dachte ich, wir seien auf einem guten Weg, dass Fortschritt unumkehrbar sei. Doch in den letzten Jahren habe ich gemerkt, wie viel Hass noch da ist respektive wieder aufflammt. Manche Menschen, die ich für Freunde hielt, entpuppten sich als Gegner. Das hat mich schockiert. Aber aufgeben kommt überhaupt nicht in Frage.
Viele in Europa fragen sich, ob sie überhaupt noch in die USA reisen sollen. Was rätst du?
Ich verstehe die Sorge, aber ich glaube: Weg-bleiben verändert nichts. Sichtbarkeit schon. Florida ist immer noch wunderschön – die Strände, die Sonne, die Gastfreundschaft. Wer zu uns kommt, unterstützt Menschen und Orte, die für Offenheit stehen. Das ist ein viel stärkeres und effektiveres Zeichen als Verzicht.
Ein Ausblick zum Schluss: welche Projekte stehen bei dir gerade an?
Wir übernehmen das gesamte Food & Beverage im Ritz-Carlton. Ein riesiges Projekt, auf das ich mich sehr freue. Auch nach 42 Jahren im Geschäft gibt es immer wieder neue Herausforderungen – und das ist das Schönste an meinem Beruf.

Nonstop-Flüge nach Tampa
In der Edelweiss Business Class wird die Langstrecke zum Kurzurlaub: Ein flacher Sitz wird per Knopfdruck zum 2-Meter-Bett mit Massagefunktion, dazu gibt’s regionale Mehrgangmenüs, edle Weine und eine Film-Auswahl auf dem 16-Zoll-HD-Touchscreen mit Sennheiser-Kopfhörern. Reisende geniessen Priority-Services, Lounge-Zugang, extra Freigepäck (2×32 kg) und sogar gratis Sportgepäck. Wer mag, lädt sich vor Abflug noch die passende digitale Ferienlektüre hoch. Und dann heisst es: Zurücklehnen, geniessen – und ankommen, bevor man angekommen ist.

Genuss über den Wolken
Gäste der Business Class dürfen sich auf schmackhafte, saisonale Menükreationen freuen, zubereitet aus regionalen Produkten von höchster Qualität. Neben Schweizer Klassikern gibt es wechselnde Menüs, darunter auch landestypische Gerichte aus traumhaften Ferienzielen in Übersee.