Queeres Coming-of-Age im Tarnanzug

Netflix wagt sich mit der neuen Serie «Boots» auf bisher wenig betretenes Terrain: das Leben eines schwulen Teenagers in der US-Armee der 1990er-Jahre. Am 9. Oktober geht’s los.

Zwischen Drill, Männlichkeitswahn und dem Schweigen der «Don’t ask, don’t tell»-Ära entfaltet sich eine Geschichte, die ebenso politisch wie intim ist.

Ein Teenager im Schatten der Doktrin «Don’t ask, don’t tell»

Die 1990er-Jahre waren für queere Menschen in der Armee eine paradoxe Zeit. Offiziell durften Schwule und Lesben im Militär dienen, aber nur, solange sie ihre Identität verschwiegen. Wer ein Coming-out wagte, riskierte den sofortigen Rauswurf. Genau hier setzt «Boots» an: im Alltag eines jungen Rekruten, der versucht, seine Gefühle für einen Kameraden zu verbergen, während der knallharte Drill Sergeant pausenlos Härte, Disziplin und heteronormative Männlichkeit predigt.

Drill für junge Rekruten | Courtesy of Netflix © 2025

Zwischen Angst und erster Liebe

Die Serie zeigt mit Humor und eindringlicher Intimität, wie sich eine zarte Liebe im US Marine Corps, in einem der queerfeindlichsten aller Umfelder, entfalten kann. Flüchtige Blicke in der Kantine, verstohlene Berührungen im Schlafsaal, ein Kuss im Schatten der Baracken. Es sind Momente, die zugleich elektrisieren und gefährlich sind. «Boots» erinnert uns daran, wie brutal die Unterdrückung queerer Identität sein kann, wenn sie auf eine Institution trifft, die Stärke mit Härte und Männlichkeit mit Schweigen verwechselt.

Gesellschaftlicher Spiegel

«Boots» ist mehr als ein Army-Drama. Die neue Serie zeigt eindrücklich, wie staatliche Politik in die intimsten Bereiche von Menschen eingreift. Der Protagonist Cameron Cope verkörpert eine ganze Generation von queeren Soldaten, die gezwungen waren, ihre Identität zu verstecken und dabei nicht selten zerbrachen. 

Miles Heizer als Cameron Cope | Courtesy of Netflix © 2025

Der Hauptdarsteller Miles Heizer, bekannt von der Netflix-Serie «Tote Mädchen lügen nicht» und der TV-Serie «Parenthood», outete sich vor fünf Jahren in Social Media als schwul und machte seine Beziehung mit Schauspielkollege Connor Jessup bekannt. Das lässt ihn umso überzeugender agieren. 
Übrigens: Die Serie basiert auf wahren Begebenheiten. Sie ist inspiriert von den Memoiren «The Pink Marine» des ehemaligen US-Marinesoldaten Greg Cope White.

Aktueller denn je

In Zeiten, in denen weltweit wieder über queere Sichtbarkeit im Militär gestritten wird, wirkt «Boots» wie ein dringendes Mahnmal. Denn gerade in den USA werden Schwule und Lesben wieder verdammt.
Die Serie macht spürbar, wie viel Mut es braucht, in einem System, das dich unsichtbar machen will,
zu dir selbst zu stehen. Und sie erinnert daran, dass ein Coming-out nicht immer nur Pride, Party
und Regenbogen bedeutet, sondern manchmal eine Überlebensfrage ist.   

Start für die achtteilige Serie «Boots» auf Netflix ist am 9. Oktober 2025.