Schluss mit dem Humbug 

Kantonsrat Schaffhausen klar gegen «Konversionstherapien»

Anfang Juni hat das Parlament des Kantons Schaffhausen mit deutlicher Mehrheit – 39 Ja-Stimmen, 14 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen – eine Motion verabschiedet, die ein kantonales Verbot sogenannter «Konversionstherapien» anstrebt. 

Von Christian Gersbacher

Die schweizerischen LGBTQ-Dachverbände Pink Cross, die Lesbenorganisation Schweiz (LOS) und das Transgender Network Switzerland (TGNS) zeigen sich erfreut über diesen politischen Schritt. In einer gemeinsamen Stellungnahme betonen sie, dass Schaffhausen nun der 15. Kanton sei, der sich für ein gesetzliches Verbot dieser Praktiken ausspreche – und damit den Druck auf den Bund erhöhe, endlich ein nationales Verbot aufzugleisen.

Eine Form psychischer Gewalt

Mit dem Entscheid des Schaffhauser Kantonsrats wächst das Bündnis jener Kantone, die gegen «Umpolungstherapien» vorgehen. Bereits in Kraft sind entsprechende Regelungen in Neuenburg, Waadt und dem Wallis. In weiteren Kantonen wie Zürich, Genf, Aargau, St. Gallen, Bern, Freiburg, Jura und nun auch Schaffhausen laufen politische Prozesse für eine gesetzliche Grundlage gegen diese umstrittenen Massnahmen. «Diese sogenannten Therapien sind eine Form psychischer Gewalt», erklärt Salome Trafelet, Co-Geschäftsleitende der LOS. «Dass sich immer mehr Kantone dagegen positionieren, ist ein wichtiges Signal – doch es braucht endlich ein schweizweites Verbot.»

Auf Bundesebene hatte sich die Kommission für Rechtsfragen des Ständerates im August 2023 deutlich gegen Konversionsversuche ausgesprochen. Dabei wurde auch geprüft, wie ein Verbot auf nationaler Ebene rechtlich umgesetzt werden könnte.

Gesundheitsgefährdend

Die Praxis der «Konversionstherapien» ist wissenschaftlich nicht fundiert und wird von medizinischen Fachgesellschaften und Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert. Laut Schätzungen haben rund zwei Prozent der LGBTIQ-Community in der EU bereits entsprechende Erfahrungen gemacht – wobei eine hohe Dunkelziffer vermutet wird.

International wird die Kritik an diesen Praktiken ebenfalls laut: Der UN-Sonderberichterstatter für sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität, Victor Madrigal-Borloz, vergleicht Konversionsmassnahmen mit Folter, die langfristige seelische und körperliche Schäden verursachen kann. ◀