Swiss Role Model Awards 2025

Zum ersten Mal wurden die Awards für Menschen vergeben, die im geschäftlichen Alltag Zeichen setzen. Eine starke Premiere, welche die Bedeutung von Vorbildern würdigt.

Europas grösste Business-Vorbilder gesucht

Die erste Ausgabe der Swiss Role Model Awards in der Cinématte Bern begann mit zwei Stimmen, die den Ton für den gesamten Abend setzten. Network-Präsident Andy Künzler betonte in seiner Begrüssung, warum Sichtbarkeit gerade in der aktuellen gesellschaftlichen Lage unverzichtbar bleibt. Inklusion sei keine Selbstverständlichkeit, sondern ein fortlaufender Auftrag – für Unternehmen ebenso wie für die Community selbst.

Die Gastgeber des Abends: Alejandro Betancor, Andy Künzler, Betty Business und Andrea Locher.

Kurz darauf erklärte Alejandro Betancor, Initiator der neuen Awards und Mitglied des Network-Vorstands, weshalb diese erste Ausgabe mehr sei als nur eine weitere Preisverleihung. Für ihn gehe es um «Menschen, die Strukturen öffnen – häufig ohne Titel, ohne Applaus, aber mit nachhaltiger Wirkung». Seine Worte verliehen dem Abend jene inhaltliche Schärfe, die ihn prägte: Es ging um konkrete Arbeit, nicht um Symbolik.

Drei Ausgezeichnete aus der Community

Zu Beginn wurden Persönlichkeiten geehrt, die aus der LGBTIQ+-Community heraus wirken. Erhan Erol prägte bei Novartis seit Jahren den Aufbau und die Professionalisierung des Pride-Netzwerks und schuf Verbindungen, die bis weit über die Schweiz hinausreichen. Seine stetige, wenig spektakuläre, aber wirksame Arbeit wurde als Beispiel dafür hervorgehoben, wie Inklusion im Alltag funktionieren kann.

Patrick Weber, Head Diversity, Equity & Inclusion bei AXA, nahm seinen Award sichtlich bewegt entgegen. Mehrere Mitglieder der AXA-Führungscrew waren eigens nach Bern angereist – ein sichtbares Zeichen dafür, welchen Stellenwert sein Engagement und die queere Inklusionsarbeit im Unternehmen mittlerweile besitzen.

Mit Nikki Symmons wurde eine Frau ausgezeichnet, die Sport, Bildung und Corporate Leadership verbindet. Ihre Arbeit – von Compete Proud über ihren Podcast «94 Percent» bis zu Workshops in Europa – zeigt, wie viel Potenzial in persönlicher Sichtbarkeit und lebensweltlicher Erfahrung steckt.

Patrick Weber schliesslich vereint Sozialarbeit, Forschung und Unternehmenspraxis in einem seltenen Profil. Seine Rolle bei AXA, wo er Queer-Inklusion strategisch verankerte, demonstriert, wie sich gesellschaftliches Engagement in Unternehmen umsetzen lässt.

Allies, die Verantwortung übernehmen

Die zweite Gruppe von Preisträgerinnen und Preisträgern zeigte, wie bedeutsam engagierte Allies sind. Gerlinde Offenmüller von Pride Novartis machte im Produktionsumfeld sichtbar, wie kraftvoll konsequente Alltagshandlungen sein können – und wie sehr Mitarbeitende von Unterstützung profitieren.

Julia Lobo del Monte trug bei Accenture massgeblich dazu bei, dass Fortschritte messbar wurden, etwa durch das LGBTI-Label. Ihr Ansatz baute Brücken, besonders in Bereichen, die sich häufig schwer tun, Diversität strukturell umzusetzen.

Manuel Meister, Managing Director und heterosexueller Familienvater, ist bei Accenture Switzerland einer der sichtbarsten Allies im Schweizer Unternehmensumfeld. Seine Präsenz – von Pride-Paraden bis zu internen Initiativen – zeigt, wie glaubwürdig Allyship sein kann, wenn sie konsequent gelebt wird. 

Alain Bühler, Geschäftsführer von Bühler Küchen, wurde für sein langjähriges Engagement im KMU-Bereich ausgezeichnet.

Einen unternehmerischen Fokus verkörpert Alain Bühler, der in seinem KMU Bühler Küchen LGBTI-Inklusion fest verankert hat. Sein Engagement in mehreren Community-Projekten und seine ruhige, verbindende Art wurden als Beispiel für gelebte Verantwortung im Mittelstand gewürdigt.

Ein trans Lebenswerk mit gesellschaftlicher Strahlkraft

Den Abschluss bildete Lynn Bertholet, deren Engagement weit über berufliche Strukturen hinausreicht. Als Gründerin von Épicène, Beraterin, Autorin und eine der sichtbarsten trans Stimmen der Schweiz prägte sie die öffentliche Wahrnehmung ebenso wie politische Prozesse. 

Prix Network: ein kultureller Akzent

Neben den acht Role Models wurde auch der Prix Network vergeben – an das Pink Apple Filmfestival. Die Jury würdigte damit fast drei Jahrzehnte queere Filmkultur, die das Festival mit Beharrlichkeit, Mut und künstlerischem Anspruch gepflegt hat. Die Auszeichnung setzte bewusst einen kulturellen Kontrapunkt zu den arbeitsweltlichen Beispielen des Abends. Andrea Locher von der Prix-network-Kommission übergab den Preis an Andreas Bühlmann, künstlerischer Co-Leiter des Pink Apple Filmfestivals.

Mit dieser doppelten Premiere hat Network einen Abend geschaffen, der weniger durch Inszenierung als durch Substanz überzeugte – und der die Bedeutung von Vorbildern im beruflichen wie im kulturellen Kontext neu sichtbar machte.