10 Jahre Sahak Pink Jewellery: Sahak Demirci über Schmuck für Gay-Paare und den Ring seiner Träume.
Von Zakaria Battikh und Luca Marx
Eine Herzensangelegenheit
«Es ist schräg, dass die Zeit so schnell vergangen ist», wundert sich Sahak mit einem Lächeln. Was als kreative Vision begann, hat sich über die Jahre zu einer etablierten Marke entwickelt, die LGBTQ+-Paare anspricht. «Ich finde es wunderschön zu sehen, dass auch gleichgeschlechtlich liebende Menschen romantische Traditionen pflegen. Mein Motto lautet: From Gay to Gay – ein Statement für die Community.» Ein besonderer Moment? Für Sahak gibt es nicht nur einen. «Jedes Mal, wenn ein Paar mit leuchtenden Augen das Geschäft verlässt, weil ihr Schmuckstück genau seinen Vorstellungen entspricht, ist das für mich ein Highlight. Da geht es nicht ums Geld, sondern um das Gefühl, ein Teil ihrer Geschichte zu sein.»

Ein unerwarteter Karriereweg
Die Leidenschaft für Schmuckdesign war Sahak nicht in die Wiege gelegt. «Eigentlich wollte ich nie Goldschmied werden», gesteht er. «Ich wollte Mode oder Innenarchitektur studieren. Aber mir wurde seit meiner Kindheit immer gesagt, dass ich Goldschmied werden sollte. Und dann hat es sich einfach so ergeben. Zum Glück!»
Heute ist er fasziniert davon, dass ein Schmuckstück mehr als nur ein Accessoire sein kann: «Es geht nicht nur darum, sich zu schmücken, sondern auch die eigene Persönlichkeit auszudrücken. Die Zusammenarbeit mit den Kund*innen, um das für sie perfekte Stück zu kreieren, macht diesen Beruf so besonders.»
Entweder – Oder
Gold oder Silber? Gold
Diamant oder farbiger Edelstein? Farbiger Edelstein
Ehering schlicht oder mit Stein? Mit Stein
Matt oder glänzend? Matt
Kaffee in der Werkstatt oder lieber Tee? Kaffee
Arbeiten mit Musik oder in Stille? Musik
Inspiration aus der Natur
Sahaks Kreationen sind tief mit der Natur verbunden. «Ein Schmuckstück zu erschaffen bedeutet, ein Stück Geschichte in der Hand zu halten. Wenn ich mit Materialien wie Gold oder Diamanten arbeite, die Millionen Jahre alt sind, empfinde ich das als Privileg.»
Für ihn ist Schmuck nicht nur einfach ein Statussymbol. «Für mich ist er etwas überaus Persönliches. Jedes Stück trägt eine Geschichte, sei es als Symbol der Liebe, als Erinnerung oder als Ausdruck des eigenen Charakters.»
Ein Blick in die Zukunft
Nach zehn Jahren Erfolg bleibt Sahak ambitioniert. «Ich möchte weiter Schmuck kreieren, der Menschen verbindet. Besonders für die queere Community möchte ich weiterhin Designs schaffen, die für ihre Liebe und Individualität stehen.»
Sein Traumring? «Den perfekten Ring gibt es nicht – es gibt nur den perfekten Ring für die richtige Person. Und genau das ist meine Mission.»

DISPLAY: Sahak, du setzt dich für Diversität ein und gestaltest Trauringe für schwule Paare. Gibt
es Designs, die bei diesen Ringen häufig gefragt sind?
Sahak: Wir gehen nie davon aus, dass ein schwuler oder lesbischer Ring in Regenbogenfarben besetzt werden muss. Grundsätzlich spielt es keine Rolle, welche Orientierung jemand hat. Es gibt aber Dinge, in denen wir besonders stark sind. Wir haben viele markante Formen, und Diamanten sind – lustigerweise – bei den Männern beliebter als bei den Frauen. Lesben bevorzugen eher schlichtere Ringe als Schwule. Letztlich sind wir designtechnisch individuell unterwegs, sodass für jeden das passende Schmuckstück entsteht.
Was inspiriert dich bei der Gestaltung von Trauringen für Gay-Paare?
Ich könnte jetzt etwas Philosophisches erzählen, letztlich ist aber alles sehr bodenständig. Das Produkt steht an erster Stelle nicht im Vordergrund. Ich tausche mich intensiv mit den Kunden aus. Obwohl du als Ringträger eine direkte Vorstellung hast, versuche ich dennoch, durch die Gespräche und ihre Liebesgeschichte den passenden Ring zu erschaffen. Ich will wissen, wer sie sind und was sie machen. So wie der Mensch auf mich wirkt, entstehen meine ersten Handskizzen mit Papier und Bleistift. Teilweise kann ich das nicht einmal gross steuern. Es gibt aber auch Kunden, bei
denen ich eine bis zwei Wochen Zeit brauche, um die passenden Ideen zu finden.
Welche Überlegungen sollten sich Paare machen, um den zu ihnen passenden Ehering zu finden?
Hier ist es wichtig zu wissen, wie der Ring im Alltag genutzt wird. Ich stelle diese Fragen:
– Was machst du beruflich?
– Wie auffällig darf der Ring sein?
– Was stellst du dir vor?
– Wie wichtig ist dir der Komfort des Rings?
Schliesslich geht es um die Kompromissfindung von Design, Komfort und Exposition. Was auch wichtig ist: Herauszufinden, ob der Ring den Kund*innen auch nach zehn Jahren noch gefallen würde.

Wenn du für dich selbst einen Ring entwerfen würdest, wie würde er aussehen?
Der war bereits im DISPLAY abgebildet, jedoch wurde dieser in einem Zug gestohlen. Das war mein Statement-Piece. Klar könnte ich ihn nochmals nachfertigen, aber es ist nicht mehr dasselbe. Der Ring trug eine Geschichte von mir mit und ist leider nun weg – und nicht so einfach zu ersetzen.
Mein Design wäre exotisch und orientalisch. Eine Mischung zwischen sehr modern, gradlinig, aber doch mit einem exotischen, verspielten Touch. Aber klar: Ein türkisfarbener Edelstein. For sure.
Sahak über Sahak
Hoffnungsloser Optimist.
Neurotisch und chaotisch zugleich.
Chronisches Energiebündel mit seniler Bettflucht (ADHS??).
Leidenschaft für Schönes (Schmuck und Edelsteine, Mode und Interior Design).
Freestyle-Hobbykoch.
Gourmetschnäuzchen: Ich liebe es, gut zu essen.
Sport: Unbedingt! Laufen (10 Kilometer bis Halbmarathon), Gravelbiken, Skifahren, Yoga.
Menschen: Jede Begegnung bereichert auf ihre eigene Art und Weise.
Morgenroutine: 6 Uhr ein Espresso, dann Yoga oder Laufen, danach mit dem Bike zu Arbeit.
Meine berufliche Maxime: «Machen ist wie wollen, einfach krasser.»
Lebenseinstellung: Das Leben braucht viel Glitzer – ob physisch oder metaphorisch!