Queeres beim Zurich Film Festival

«Bros» & Co.: Der Vorverkauf läuft ab dem 12. September. 15 LGBTQ+-Filme stehen auf dem Programm.

Text Dieter Osswald

Vom 22. September bis zum 2. Oktober findet das 18. Zurich Filmfestival statt. Mehr als ein Dutzend LGBTQ+-Filme finden sich diesmal auf dem Programm. Zur illustren Gästeschar gehören Luca Guadagnino, Charlotte Gainsbourg sowie David Wagner mit seinem «Eismayer».

Für queere Filmkunst hat das Filmfest Zurich unter der Leitung des künstlerischen Leiters Christian Jungen schon traditionell ein gutes Händchen. Ob «Falling» von Viggo Mortensen, «Supernova» mit Colin Firth oder im Vorjahr «Swan Song» mit Udo Kier als zickigem Friseur oder «Grosse Freiheit» von Sebastian Meise.

In der aktuellen Ausgabe stehen während elf Festivaltagen 15 LGBTQ-Filme auf dem Programm. Am 12. September um High Noon beginnt der Vorverkauf. Tickets und Details über die Homepage

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Eat me by your name

Vier Jahre nach seiner italienisch charmanten Lovestory «Call Me By Your Name» kehrt Luca Guadagnino kannibalisch nach Zürich zurück und präsentiert mit «Bones and All» eine Liebesgeschichte der etwas makaberen Art. Ihre gemeinsame Vorliebe für den Verzehr von Menschenfleisch verbindet die Aussenseiterin Maren und den Landstreicher Lee. Der wird gespielt vom «Call Me»-Darling Timothée Chalamet (Aufmacherbild). Auf dessen Auftritt im rückenfreien Neckholder-Top – mit integriertem Schal um den Hals wie in Venedig – muss leider verzichtet werden.
 

Allein unter Homos!

Die Marketing-Maschine um «Bros» brummt. Ein Meilenstein sei diese Komödie von Nicholas Stoller, trommeln die PR-Strategen von Universal. Schliesslich sei erstmals eine Produktion eines grossen Hollywood-Studios ausschliesslich mit Menschen aus der LGBTQ+-Community besetzt worden. Allein der Regisseur bezeichnet sich als Hetero. Die RomCom kommt direkt nach der Uraufführung beim Festival von Toronto nach Zürich. Der Kinostart ist am 26.Oktober.

Vom Lido an die Limmat

Für den österreichischen Jungfilmer David Wagner geht der Festivalzirkus im Laufschritt weiter. Kaum hat seine schwule Soldaten-Lovestory «Eismayer» beim Festival von Venedig gewonnen, steht das Drama vom ersten Coming-out im österreichischen Bundesheer nun in Zürich auf dem Festivalplan. Der Jungfilmer wird sein Debüt persönlich vorstellen. Nicht ganz unwahrscheinlich, dass auch Titelheld Charles Eismayer mit seinem Mann in Uniform auf dem Grünen Teppeich einmarschiert.

Je t’aime…moi non plus

Charlotte Gainsbourg bekommt als Ehrengast den Golden Eye Award. Und sie stellt ihren jüngsten Film «The Almond and the Seahorse» vor. Darin geht es um die tragische Geschichte einer Heldin, die sich nach einer Kopfverletzung nicht nur selbst im Spiegel fremd ist, auch ihre Partnerin erkennt sie fortan nicht mehr. Gemeinsam mit einer engagierten Ärztin nimmt das Paar den Kampf gegen das Schicksal auf.

Kann denn Liebe Sünde sein?

Queeres Kino aus Pakistan? Wer hätte das gedacht! In «Joyland» gerät ein fröhlicher Taugenichts namens Haider durch Zufall als Tänzer in eine Show. Prompt verliebt er sich dort heftig in den transsexuellen Star Biba. Für die strenge Familie gerät damit die sture Ordnung ziemlich aus den Fugen. Gewinnt die Liebe gegen die Betonköpfe des Patriarchats?

Sex sells

Frisch vom parallel stattfindenden Festival San Sebastian kommt der südamerikanische «Pornomelancholia» nach Zürich. Erzählt wird die Geschichte eines mexikanischen Sex-Influencers, der endlich einmal in einem Pornofilm mitspielen will. Im Unterschied zu seinen gestellten Posen, erweisen sich die bewegten Bilder als ungeahnte Nervenprobe für den verunsicherten Helden.