Weinberge in der Region La Rioja.

La Rioja: Weite, Weinkultur und feines Nachtleben

Der bekannteste Werbebotschafter für die Region La Rioja als Reiseziel ist in jedem guten Weinhandel zu finden: der feine, meist rote Tropfen von einem der 20’000 Winzer aus dem gleichnamigen Anbaugebiet.

Die traditionelle Weinkultur prägt die abwechslungsreiche Landschaft und die wohlhabenden Orte im Norden Spaniens. Es gibt viel zu entdecken und zu geniessen in diesem abwechslungsreichen Landstrich!

Ein Reisebericht von Michael Noghero

José Ramón Jiménez Berger schult jeden Gaumen in der Wahrnehmung der vielen Aromen, die sich in dem tiefroten Wein verstecken. Vanille, Brombeere, Kirsche, Kakao, Kokos oder sogar Leder lassen sich aromatisch entdecken. 85 Prozent Rotwein werden aus den hiesigen Trauben produziert, meist aus der Rebsorte Tempranillo. José schwärmt aber besonders für die Raritäten, die Rosé-, Rotling- und Weissweine und den Cava und er vermag es, die besondere Güte des Prädikats «Gran Reserva» zu vermitteln.

Mit seinem Ehemann Ismael zusammen betreibt er eine kleine Agentur, bei der man Verkostungen und Genuss-Seminare belegen kann. Eine Verkostung ist der ideale Auftakt für eine Auszeit in La Rioja, denn die Landschaft verdankt nicht nur ihre weltweite Bekanntheit dem Wein sondern auch ihr Aussehen. Im Flusstal des Elbro treffen das feuchte Nordspanien und die trockene Hochebene Kastiliens zusammen – das macht die besondere Lage für die Rioja-Weine aus.

Weinkenner José Ramon zeigt dir gern die besten Tropfen der Region.

Auszeit zwischen Reben

Entdecken und geniessen kann man La Rioja auf vielerlei Arten. Ein, zwei Nächte zwischen den Reben zu verbringen und dabei den Sternenhimmel bei Grillenzirpen und einem Glas edlen Rotwein vom Balkon aus zu geniessen, ist ein entschleunigendes Erlebnis. Das von Reben und Olivenbäumen umgebene Bodega-Designhotel «Finca de los Arandinos» hat nur 14 Zimmer, die vom schwulen spanischen Designer Diego David Domínguez González alias David Delfin originell gestaltet wurden. Neben den Weinen der familiären Kellerei geniesst man hier eine gehoben verfeinerte, regionale und kreative Küche.

BU: Moderne Architektur und originelle Zimmer verschwiegen und gediegen zwischen Reben und Olivenbäumen: die Finca de los Arandinos]
Moderne Architektur und originelle Zimmer verschwiegen und gediegen zwischen Reben und Olivenbäumen: die Finca de los Arandinos.

Der Fasskeller mit den Eichenfässern ist übrigens einen Besuch wert – er könnte mit seiner modernen, durchdesignten Betonarchitektur durchaus Schauplatz für den Showdown im nächsten James Bond sein. Spektakulär aufgrund seiner Grösse ist auch der futuristische Fasskeller der riojanischen Winzerfamilie Vivanco auf dem Anwesen mit Bodega und familieneignem Weinmuseum «Museo Vivanco de la Cultura del Vino» am Rande des kleinen Örtchens Brione. Die umfangreiche Ausstellung in fünf riesigen Hallen bringt auf kurzweilige Weise 8000 Jahre Weinkultur nahe und erklärt anschaulich unterschiedliche Produktionsverfahren. Beeindruckend ist die Privatsammlung der schwerreichen Winzer-Dynastie, in der Werke von Pablo Picasso und Andy Warhol ebenso zu sehen sind wie eine unglaublich grosse Korkenziehersammlung mit durchaus kuriosen Entdeckungen.

Ein Besuch in dem Weinmusuem der riojanischen Winzerfamilie Vivanco lohnt sich
Ein Besuch des Weinmueums der riojanischen Winzerfamilie Vivanco lohnt sich.

Hauptort des Anbaugebiets Rioja Alta ist die 11’000 Einwohner zählende Kleinstadt Haro. Hier siedelten sich im 19. Jahrhundert französische Weinbauern an, um Wein nach französischem Vorbild zu produzieren. Wo bereits die Römer Wein kultiviert hatten, gründeten die Franzosen grosse Weingüter, da in ihrer Heimat die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus die Kulturen zerstört hatte. Haro erlebte einen Boom, bekam einen Eisenbahnanschluss und war eine der ersten europäischen Städte mit Strassenbeleuchtung. 20 traditionsreiche Bodegas gibt es bis heute in dem Ort, dessen Wohlstand allerorts sichtbar ist. Es wechseln sich in den Gassen der Altstadt elegante Bürgerhäuser mit markanten weissen Balkonen ab mit kleinen barocken Palästen. An der höchsten Stelle des Ortes steht die Kirche Santo Tomás mit einem kunstvollen Renaissance-Portal. Wer hier stilvoll nächtigen möchte, bucht im Hotel «Los Agustinos», einem alten Kloster des Augustinerordens, das stilvoll zu einem luxuriösen Hotel umgestaltet wurde. Bekannt ist Haro vor allem wegen der Weinschlacht «Batalla del Vino». Am 29. Juni, dem Tag des Schutzheiligen San Pedro, wird dieses kuriose Fest begangen, bei dem sich nach dem Gottesdienst zwei gegnerische Gruppen gegenseitig mit Wein bespritzen.

Im äussersten Westen der Provinz La Rioja auf einer Höhe von rund 800 Metern liegt der malerische Ort Ezcaray. Nicht zuletzt wegen dem kleinen Boutiquehotel «Casa Masip» mit ganz individuellen Zimmern und der verfeinerten, traditionellen Küche ist der Ort einen Besuch wert.

Selbst im kleinsten Dorf: Pride-Parade oder Sterneküche

Sternekoch Ignacio Echapresto in dem Restaurantgarten, aus dem die Zutaten für seine haute cuisine kommen
Sternekoch Ignacio Echapresto in dem Restaurantgarten, aus dem die Zutaten für seine haute cuisine kommen.

Fast ausschliesslich spanische Gäste finden den Weg in den Kurort Arnedillo. Seit dem 15. Jahrhundert werden hier zwischen den schroffen Felsen die warmen, gesundheitsfördernden und wohltuenden Quellen genutzt. Das Hotel «Balneario de Arnedillo» besteht seit über 170 Jahren, die Quellen geniesst man in verschiedenen Innen- und Aussenpools. Herrlich entspannend ist die Weintherapie, die von aussen mit einmassierten Rebenextrakten und von innen mit einem abschliessenden Glas schweren Rotweins Wunder wirkt.

In dem Ort mit nur 500 Einwohnern gibt es seit 2013 jährlich im Sommer eine Pride Parade – mit immerhin einem Wagen. Die Spanier sind der Community gegenüber sehr aufgeschlossen und wenn es etwas zu feiern gibt, und sei es eben eine Pride, ist gern der ganze Ort dabei. Die nächstgrössere Ortschaft Arnedo liegt unter einem imposanten Felsmassiv, das von früher bewohnten Höhlen durchlöchert ist. Früher war hier ein Zentrum der Leder- und Schuhproduktion. Heute locken verschiedene Mode-Outlets Schnäppchenjäger an.

Wer sich für exklusive Kulinarik begeistern kann, sollte einen Stopp in dem gerade mal 60 Einwohner zählenden Dorf Daroca de Rioja machen. Aus ihrem Elternhaus haben die Brüder Carlos und Ignacio Echapresto das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant «Venta Moncalvillo» gemacht. Besonders ist nicht nur die dörfliche Lage, sondern auch die Art und Weise, wie die Produkte aus dem heimischen Garten unter der Hand von Ignacio Echapresto zu haute cuisine veredelt werden. Der Aperitif wird gerne zwischen Obstbäumen, Tomaten und Fenchelstauden gereicht. Carlos ist einer der besten Sommeliers Spaniens und sorgt für die korrespondieren Weine. Ein Degustationsmenü gibt es schon für 60 Franken.

Kulturlandschaft und zeitgenössische Kunst

BU: Ein Glas Cava mit Ausblick: bei einer Ballonfahrt lernt man La Rioja auf besondere Weise kennen]
Ein Glas Cava mit Ausblick: bei einer Ballonfahrt lernt man La Rioja auf ganz besondere Weise kennen.

Dass La Rioja eine einzigartige Mischung aus durch den Weinbau geprägter Kulturlandschaft und unberührter Natur ist, erkennt man am besten aus der Luft. Um die ideale Thermik zu erwischen, steigen die Heissluftballone von «Globos Arcoiris» («Regenbogen») am frühen Morgen gemächlich aus den taunassen Wiesen auf. Weinberge, zerklüftete Felsen und grüne Flusstäler ziehen bei so einer hochromantischen Ballonfahrt gemächlich an einem vorbei.

Die landschaftliche Vielfalt von La Rioja erkennt man am besten von oben
Die landschaftliche Vielfalt von La Rioja erkennt man am besten von oben.

Das «Museo Würth La Rioja» ist eine der zehn über ganz Europa verteilten Kunstdependancen des Schraubenkönigs Reinhold Würth. In grosszügiger Architektur werden hier Werke aus der hochkarätigen Würth-Sammlung gezeigt. Zu sehen sind auch die geistreich kuratierten Sonderausstellungen, die durch alle Würth-Museen touren.

Zeitgenössische Kunst zeigt das «Museo Würth La Rioja».

Urbanes Lebensgefühl und feines Nachtleben

Kaum ein Durchkommen ist am Wochenende in der „Tapasstraße“ Calle Laurel Logroño
Kaum ein Durchkommen ist am Wochenende in der «Tapasstrasse» Calle Laurel Logroño.

Bei einer Reise nach La Rioja darf ein Besuch der Provinzhauptstadt Logroño auf keinen Fall fehlen. Das Oberzentrum hat 150’000 Einwohner und fast schon kosmopolitisches Flair. Händchenhaltende Männer- und Frauenpaare sieht man auf der Fussgängerzone alle paar Meter. Trotz katholischer Prägung war Spanien der dritte europäische Staat, der die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnete.

Logroño am Fluss Ebro ist eine wichtige Station am Jakobsweg und die Kathedrale der Stadt bietet mit der beeindruckenden Westfassade die Kulisse für das Geschehen auf dem Marktplatz. Eine Ecke weiter liegt die Calle Laurel, die auch «Tapasstrasse» genannt wird. An Wochenenden ist hier kaum ein Durchkommen. In der schmalen Gasse reihen sich an die 80 Tapasbars aneinander.

Jede Bar in dem ehemaligen Rotlichtviertel hat ihre eigene Spezialität, von Tintenfisch über gegrillte Paprika, von Ziegenkäse mit Gänseleber zu verschieden gefüllten Kroketten und köstlichen gegrillten Champignons. So schlemmt man sich durch den Abend. Bis weit nach Mitternacht hält man sich auf den Strassen und den Terrassen der Lokale auf, erst dann geht es in die Clubs.

Typische Tapas: Tintenfisch mit Knoblauchsoße und Pimientos de Padrón
Typische Tapas: Tintenfisch mit Knoblauchsauce und Pimientos del Padrón.

Gay Bars und Clubs

Seit 2001 gibt es mit dem «New Submarino» auch eine Gay-Bar in der Stadt. In der Community ebenfalls beliebt ist der Electro-Club «Maldeamores», was «Liebeskummer» bedeutet. Den kann man durchaus bekommen, wenn man sich in La Rioja verknallt hat und die Abreise naht. Da hilft nur: Wiederkommen und sich bis dahin bei einem feinen Grand Reserva der Sehnsucht hingeben.

[mn]

Anreise
Mit Logroño-Agoncillo gibt es zwar einen Flughafen in La Rioja, da man meist aber sowieso einen Mietwagen nimmt, bietet sich ein Direktflug nach Bilbao an. Von dort sind es etwa 60 Autominuten nach Haro und etwa 90 nach Logroño. Will man die Reise mit einem Aufenthalt in der Hauptstadt Madrid kombinieren, so erreicht man Logroño in dreieinhalb Stunden mit Bahn-Direktverbindungen.

Tipps
José Ramón Jiménez Berger, schwuler Weinkenner, Verkostungen und Genuss-Seminare
www.eleducadorenvinos.com

Designhotel «Finca de los Arandinos», Arrangements mit Übernachtung und Halbpension
www.fincadelosarandinos.com

Weinmuseum «Museo Vivanco de la Cultura del Vino» mit Bodega und sehenswerter Sammlung der riojanischen Winzerfamilie Vivanco
www.vivancoculturadevino.es

Luxuriöses Hotel im ehemaligen Augustinerkloster von Haro: Eurostars Los Agustinos
www.eurostarshotels.com

Kleines Boutique-Hotel mit feiner Küche im malerischen Dorf Ezcaray
www.casamasip.com

Traditionsreiches Spa-Hotel mit Weintherapie
www.balnearioarnedillo.com

Kleines, familiäres Hotel mit traditioneller Küche in Arnedo
www.hvirrey.com

Sternelokal in einem 60-Seelen-Dorf mit kreativer Küche auf höchstem Niveau
www.ventamoncalvillo.com

Ballonfahrten
www.globosarcoiris.com

Zentral gelegenes Hotel in Logroño: Eurostars Marqués de Vallejo
www.eurostarshotels.com

Informationen zur Anreise
www.lariojaturismo.com/de

Klassische Souvenirs, die hier handwerkliche hergestellt werden: «Botas», Weinschläuche aus Leder
www.botasrioja.com

Paradies Krabi

Gleite mit einem Longtail-Boot durch die malerische Bucht Phang Nga. Deine Reise führt dich zum legendären Khao Ping Gan mit dem Anblick der Felsinsel Ko Tapu, berühmt aus dem James Bond-Film «Der Mann mit dem goldenen Colt». Entdecke das schwimmende Dorf Ko Panyee und tauche ein in bezaubernde Mangrovenwälder. Ein unvergessliches Erlebnis.